Ein Vortrag von Prof. Henri Ménudier
Mit Prof. Dr. Henri Ménudier, Professor der Politikwissenschaften an der Universität Paris III – Sorbonne Nouvelle, konnten wir einen ausgewiesenen Kenner der politischen Entwicklung in Deutschland und Frankreich, der deutsch-französischen Beziehungen und der Europäischen Einigung zu einem Vortrag am ASG gewinnen.
In einer an Ereignissen und bedeutenden Jahrestagen reichen Woche, wir denken am 8. Mai an das Ende des Zweiten Weltkrieges, am 9. Mai, dem Tag, an dem Robert Schumann eine für Europa wegweisende Rede hielt, wird der Europatag begangen, Deutschland wird eine neue Regierung erhalten und in Rom wird ein Papst gewählt, war der Termin äußerst günstig gelegen.
In ausgezeichnetem Deutsch schlug Prof. Ménudier einen Bogen von den belagerten Galliern über Karl den Großen, Napoleon, den Krieg von 1870 / 71, über die Weimarer Republik bis hin zu den Schrecken der beiden Weltkriege, dem Kalten Krieg, der Wiedervereinigung und einer sich nun abzeichnenden Phase, die das Ende der Globalisierung mit einer Interessenverschiebung der USA weg von Europa erkennen lässt. Die Perspektive eines Krieges sei darüber hinaus nun eine Realität.
Vor dem Hintergrund bedeutender Veränderungen politischer Akteure, zu denen auch ein neu gewählter Papst zu zählen ist, hob er ganz im Sinne der Gründerväter der Europäischen Union die Rolle der Jugend hervor und betonte die Bedeutung des sprachlichen, aber auch des kulturellen Austausches von Nationen.
Klar benannte er auch die großen aktuellen Herausforderungen, die es in der EU bei einem sich verändernden internationalen Umfeld zu meistern gilt: Soziale Krisen, eine lahmende Wirtschaft, Staatsverschuldung, Migration, Klimakrise und eine schwächer werdende demokratischen Mitte.
Wir Europäer sollten uns jedoch durchaus unserer Stärken bewusst sein. Der durch den von den USA ausgehende Druck sollte die Bereitschaft der Europäer zu einem engeren Schulterschluss und zur Harmonisierung ihrer Kapazitäten erhöhen.
Dem aufmerksamen Publikum entging nicht, dass Prof. Ménudier u.a. lange Zeit an entscheidender Stelle im Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) wirkte und auch an der Entstehung des Fernsehsenders ARTE maßgeblich beteiligt war.
Nach dem Vortrag nützten die Zuhörerinnen und Zuhörer die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wobei sich ganz im Sinne der Demokratie eine kontroverse Diskussion entspann.
Großer Applaus zeugte davon, dass Prof. Ménudier seine Zuhörerschaft erreichte und lässt hoffen, dass sich alle dadurch inspiriert fühlen, sich politisch im Sinne der Europäischen Idee zu engagieren.
Wir danken Herrn Prof. Ménudier für seinen Besuch und Herrn Gebhardt von der Hanns-Seidel Stiftung, der die Vortragsreihe betreut.
(Bild 1 R. Windhorst, Bild 2 und Text: C. Jechnerer)

